Der letzte
Marathon lag jetzt schon weit über ein Jahr zurück, im November 2003
lief ich den Advent-Marathon in Bad Arolsen, nun endlich in Hamburg der
zehnte, die insgesamt achte Teilnahme in der Hansestadt.
Am Samstag wie gewohnt ab zur Messe, um die Startunterlagen zu holen. Die
Organisatoren hatten mich doch tatsächlich in Block A eingeteilt, sehr
schön. Neben der obligatorischen Jagd nach Prospekten anderer Läufe in
Deutschland und der weiten Welt konnte ich sogar neue Laufschuhe für € 50
ergattern, ein regelrechtes Schnäppchen in Zeiten des (T)Euros...
Punkt 6:00 Uhr ging am Sonntag schließlich der Wecker, bei der Morgenrunde
mit dem Hund waren es kalte 3°, doch das langärmlige Shirt einpacken?
Sicherheitshalber also zwei Laufshirts eingepackt, man weiß ja nie. Per
AKN und S-Bahn ab zur Messe, wo ich mich Leuten aus dem
laufen-aktuell-Forum treffen wollte, klappte irgendwie nicht. Auch einen
Freund aus Dänemark konnte ich nirgends auftreiben, dafür den Coach
unserer 1. E vom SC Egenbüttel, Jan Gerckens, der mit einer Erkältung ins
Rennen wollte - er kam leider nie an...
Im Kurzarm-Shirt zum Start, mir war überhaupt nicht kalt, im Gegenteil,
ich empfand es sogar eher warm. Der Sprecher am Start interviewt noch
schnell Isabel Varell, dann mit einmal die Durchsage: "Nur noch zehn
Sekunden" - hat er sich doch tatsächlich verplappert. Bis zur Startmatte
benötige ich 3:05 Minuten, dann das gewohnte Piepen der Chipkontrolle, es
kann losgehen, der Marathon hat einen wieder gefangen. Die
Kilometerschilder 1 und 2 bleiben im Verborgenen, erst das dritte finde
ich - gesponsert von Erdinger, da bekommt man bei jedem Anblick der blauen
Schilder Appetit auf ein Bierchen, auch eine Art Quälerei - Stunden auf
das alle fünf Minuten in Erinnerung gerufene Weißbier warten...
Bernadottestraße, KM 5, die erste Zwischenzeit auf dem erhofften Weg zur
3:30, knapp über 24 Minuten, noch fast exakt im Plan. Der Rhythmus wurde
schnell gefunden, von Block A zu starten erleichtert dies ungemein. Der
Weg entlang der Elbchaussee zieht sich in die Länge, auch die
Kilometerschilder 7 und 8 finde ich nicht, ich konzentriere mich voll und
ganz auf die Strecke, das Publikum zieht an einem vorbei. Dann an der
Palmaille das 10-KM-Schild, knapp über 50 Minuten, alles im Plan, es läuft
wie geschmiert, aber kann ich dieses Tempo eigentlich durchhalten? Durch
die doch relativ starke Sonneneinstrahlung ist mein Elektrolytgetränk im
Trinkgürtel schon etwas warm geworden, also erfrische ich mich doch mit
dem Wasser aus den Feuerwehrschläuchen, mir persönlich zu kalt, aber egal.
Dann endlich der
Fischmarkt, die Massen empfangen das Feld, leiser als in den Vorjahren,
dafür beben die Landungsbrücken, irre Stimmung entlang der Rickmer
Rickmers. Wie jedes Mal warten meine Frau und mein Sohn am Baumwall, Kjell
hatte eine 1:05 ausgerechnet, durch die Verzögerung am Start komme ich
nach 1:08 bei ihnen an - Punktlandung unter der U-Bahnbrücke, die mit
einem Kuss belohnt wird.
Nun wird es wieder ruhiger, doch im Wallringtunnel bimmelt eine Kuhglocke.
Hat sich hier ein Zuschauer verirrt? Im Gegenteil, ein Läufer in Kuh-Hose
hat sich doch tatsächlich eine Glocke umgehängt um bimmelt vor sich hin.
Bis kurz vor der Kennedybrücke höre ich ihn noch, dann verschwindet sein
Geläut langsam im Hintergrund. Kilometer 20, Schöne Aussicht, hier sitzen
wieder die Genießer unter den Zuschauern an gedeckten Tischen mit Sekt und
Lachshäppchen - wir bekommen dagegen nur Bananen, aber ob Lachs uns
geholfen hätte? Also doch Bananen mit Wasser runterspülen, auch wenn es
immer wieder eine Überwindung darstellt. Dann die Halbmarathonmarke kurz
hinter der Karlstraße, 1:46 - immer noch zwei Minuten über der Sollzeit
und ich fühle mich noch ganz frisch, bis auf leichte Bauchschmerzen, die
mich bis fast zur 30-km-Marke begleiten, ob es am kalten Wasser lag? Keine
Ahnung, einfach weiterlaufen, auch wenn es stört. Alte Wöhr, KM 24 - wie
immer super Stimmung, ähnlich dem Eppendorfer Baum stehen die Zuschauer
hier dicht gedrängt, es ist wahnsinnig laut. Ich genieße im Anschluss
immer wieder die ruhigen Passagen, dort kann man sich leichter auf den
Rhythmus konzentrieren und schaut nicht ständig auf die ganzen
Anfeuerungsschilder, wo sich Papas und Miststücke quälen sollen. Die
Bauchschmerzen haben sich langsam gelegt, trotzdem ist mir irgendwie
unwohl, der Kopf dröhnt ein wenig, ich nehme das Tempo etwas raus. Endlich
bei KM 37,5 der Eppendorfer Baum, ein Highlight des Hamburg-Marathons. Er
erinnert mich von der Stimmung immer an die Tour de France, so eng stehen
hier die Massen, obwohl es diesmal nicht ganz so extrem wie in den
Vorjahren war, wo man teilweise nur zu dritt nebeneinander laufen konnte.
Bei KM 38 gönn ich mir dann doch eine Gehpause, der Rücken zwickt ein
wenig, verdammte Bandscheibe, aber die letzten vier Kilometer sind zu
Genießen da, auch wenn der Laufstil nicht mehr ganz so flüssig ist, Augen
zu und durch. Die 3:30 hatte ich mir schon lange abgeschminkt, Hauptsache,
die 3:45 noch unterbieten. Vom Dammtor aus geht in Richtung Ziel noch
einmal leicht bergan, dann endlich die Zielkurve, ich halte Ausschau nach
meinen beiden, aber keine Chance bei all den Massen. Dann endlich die
Ziellinie, bei 3:42:21 bleibt die Uhr stehen, nach 2003 die zweitbeste
gelaufene Zeit, sehr schön. Nach dem Abholen des Kleiderbeutels - ging wie
immer super schnell - umgezogen und dann endlich das 42-fach gesehene aber
nie in greifbarer Nähe gewesene Erdinger-Weißbier, natürlich alkoholfrei,
ein Genuss nach diesem Lauf.
Es war wieder absolut
fantastisch, durch die Hansestadt zu laufen, der Rücken hat gehalten, die
Zeit stimmte, was will man mehr.