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Hamburg - Marathon 2007
In den
letzten Wochen vor dem Start zum diesjährigen Hamburg-Marathon kamen
Erinnerungen an meinen ersten im Jahr 1996 hoch. Der damalige Lauf ging
als Hitze-Marathon in die Geschichte ein, im Ziel waren es 26,5 °C, wobei
ich mit viel zu wenig Vorbereitung und sehr blauäugig an den Start ging
und mich nur knapp unter die 5-h-Marke ins Ziel quälte. Doch auf dem Weg
zum Start war es an diesem Sonntag-Morgen angenehm kühl, Marillion
begrüßte mich mit "Inncommunicado" am S-Bahnhof Krupunder - nicht über die
Bahnhoflautsprecher, sondern über meinen i-pod, um erste Missverständnisse
gleich aus dem Weg zu räumen. Obwohl ersteres auch mal ganz angenehm
wäre...
Der Tag fing also gut an, an der Messe nervöse Läufer, ich machte mich in
aller Ruhe zur neuen Halle B6 auf, wo diesmal die Kleiderbeutelablage
stattfand - besser geordnet noch als in den Vorjahren. Doch erst einmal
setze ich mich an die Wand und schau mir das Treiben der Läufer an.
Langsam wandert der Zeiger in Richtung 9 Uhr, ich mache mich auf den Weg
in Block F, noch einige Bahnen locker einlaufen und los geht's. Bis zur
Startmatte brauche ich fast fünf Minuten, dann beginnt der 12. Marathon
für mich. Die Vorbereitung war nicht so schlecht, hätte aber intensiver
sein können. Beim Hochbrückenlauf in Kiel schaffte ich die 29.8 km in 2:20
Stunden - aber anschließend fehlte die Zeit für weitere lange Läufe. Mal
sehen, wie es heute wird. Eine drei vor dem Komma war das grobe Ziel.
Bis zur Straße Holländische Reihe läuft alles bestens, dann wird es eng
und man muss das Tempo rausnehmen. Das Feld löst sich aber schnell auf und
weiter geht es in Richtung Elbchaussee. Der erste Höhepunkt ist wie immer
der Fischmarkt und die Landungsbrücken, wo es schon immer laut war, aber
in diesem Jahr ebbte der Jubel gar nicht mehr ab, der totale Wahnsinn.
Am
Baumwall (Foto l.) stehen dann auch meine beiden, Pam macht Fotos, Kjell jubelt und
klatscht ab. Und da ist er wieder: Der alljährliche Kloß im Hals. Es sind
doch erst 13 km gelaufen, das Ziel ist noch weit. Aber diese Stimmung,
diese Massen, das Erlebnis Marathonlauf - und dann sieht man seine Family
unter all diesen tobenden Zuschauern - einfach herrlich. Nach der
Otto-Sill-Brücke wird es dann plötzlich leise, die Läufer sind unter sich,
biegen langsam in den schwülwarmen Wallringtunnel ein, um dann am
Jungfernstieg wieder abgefeiert zu werden. Es sind 15 km gelaufen, die Uhr
zeigt 1:17:10 - es ist ein ungefährer Schnitt von 25 Minuten auf 5 km -
ganz o.k., es geht mir richtig gut. Beim Halbmarathon sehe ich erste
Läufer, die sich massieren lassen, ziemlich früh denke ich. Insgesamt
haben aber nur knapp 40 Läufer das Rennen abgebrochen, das beweist doch,
dass sich der Großteil gut vorbereitet hat. Zur Hälfte habe ich 1:48:17 h
hinter mir. Eine Zeit von unter vier Stunden dürfte absolut kein Problem
sein. Nur beginnt jetzt der Teil der Strecke, die mir persönlich eher
weniger gefällt. Bei km 24 biegen wir in die Alte Wöhr ein, hier ist noch
einmal Volksfeststimmung pur, ein Höllenlärm, anschließend geht es durch
die City Nord, bei km 25 liege ich mich 2:08:10 noch immer genau im
Schnitt. Über die Belelallee und den Maienweg geht es langsam auf die
Alsterkrugchaussee, ab hier kann man langsam das Ziel schon erahnen, der
folgende Straßenverlauf ist leicht einzuprägen weil nicht sehr
abwechslungsreich. Km 30 - 2:34:06 - weiter im 25-er-Schnitt. Im Kopf kurz
eine Hochrechnung, auf was für eine Zielzeit dies deuten könnte. Noch
lächerliche 12 km - die sind doch eigentlich locker in einer Stunde zu
schaffen. Aber ein Marathon ist eben kein normaler Lauf. Und wieso war ich
in Kiel eigentlich fast 15 Minuten schneller als hier und heute? Egal,
nicht grübeln, weiter laufen. So langsam fängt das linke Knie an zu
zwicken. Nicht stetig, aber doch immer wiederkehrend ein leichtes Zwicken
oberhalb der Kniescheibe. Nicht schlimm, aber auch nicht so schön. Die
nächsten fünf km bis zur 35er-Marke nehme ich etwas das Tempo raus und
lege eine kurze Gehpause ein. 3:01:22 bei Km 35 - da bleibt zwar nicht
genug Zeit, um annähernd an die Bestzeit heranzukommen, aber irgendwo
zwischen 3:45 und 3:40 sollte es enden. Doch das Knie wird nicht besser -
wie auch - aber es geht weiter.
Seit mehreren Minuten schon läuft ein als Hamburger Wasserträger
verkleideter Läufer um mich herum. Alle ein bis zwei Minuten ertönt aus
dem Publikum ein "Hummel, Hummel" - woraufhin dieser pflichtbewusst "Mors,
Mors" antwortet. Anfangs witzig, nach der 25. Wiederholung etwas nervend.
Auf jeden Fall hat dieser Läufer heute öfter "Mors, Mors" gesagt als er
Kilometer gelaufen ist - auch eine stolze Leistung. Irgendwann ist er weg,
durch den Eppendorfer Baum (wieder einsame Spitze!) geht es auf die nicht
enden wollende Rothenbaumchaussee. War die schon immer so lang? Bei km 40
ein Stand, wo Red Bull angeboten wird. Ich schnappe mir einen Becher, um
einen anderen Geschmack im Mund zu bekommen. Aber 0,4-Becher sind doch
etwas groß, also weg damit und die letzten zwei Kilometer in Angriff
nehmen. 3:39 bei KM 41 - das müsste doch noch unter 3:45 gehen. Ich werde
etwas schneller, der
Muskel rechts oberhalb der linken Kniescheibe wird
hart, schmerzt. Ein langer Kilometer steht mir bevor, das Knie jault und
meckert, wird härter - Augen zu und durch. Tempo wieder rausnehmen - am
Rand die Family suchen - irgendwie ablenken.
Erst
erblicke ich meine Schwester, kurze Zeit später wieder Kjell und Pam. Dann
die letzten Meter - 3:45:36, doch noch drüber geblieben. Egal - reicht
vollkommen. In Halle B6 ein Erdinger geschnappt - schmeckte heute
überhaupt nicht, komisch. Dann ab zum Treffen mit Pam und Kjell, um per
U-Bahn zum Auto zu fahren. In der Bahn rast der Kreislauf in den Keller,
mir ist übel, es ist zum Glück nur eine Station zum Schlump. Ab nach
Hause, duschen, was futtern und weiter zum Fußball nach Eidelstedt. Den
Weg hätte ich mir jedoch sparen können, die Jungs vom SVE haben nur ein
1:1 geschafft, alle Aufstiegsträume geplatzt. Dann im nächsten Jahr...
Am Dienstag joggen Kjell und ich eine gute halbe Stunde zusammen, denn am
Freitag steht in Burg der nächste Zehner auf dem Programm...
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