Einen Marathon zu beenden ist an sich
immer wieder ein Erfolgserlebnis - wenn es dann aber sogar zu einer
neuen persönlichen Bestzeit reicht, ohne das dies im Vorfeld geplant war
ist es umso schöner.
Beim diesjährigen Hamburg-Marathon (Teilnahme Nr. 11) wollte ich
eigentlich nur unter 3:45 bleiben, in den letzten beiden Jahren bin ich
jeweils exakt diese Zeit gelaufen, nun sollte sie einfach unterboten
werden. Die Vorbereitung war mittelmäßig - Probleme mit der Wade, viel
zu viel andere Sachen um die Ohren, nur vier lange Läufe in der
Vorbereitung und dann noch das warme Wetter, was mir überhaupt nicht
liegt. Trotzdem hatte ich am Start am Millerntorplatz ein ziemlich gutes
Gefühl, kam aus Startblock E zügig ins Rennen und ließ es laufen.
Zwischenzeiten hatte ich mir in diesem Jahr keine auf den Arm
gekritzelt, auf der Fahrt zum Marathon hatte ich mir durchgerechnet,
dass ein 26er-Schnitt auf 5 km für irgendwas unter 3:45 reichen müsste.
Also locker über die Reeperbahn in Richtung Elbchaussee, bei der ersten
Zwischenzeit 25:22 - genau im Plan, lief gut. Warm war es, sehr warm
sogar - aber ich nutzte jede Verpflegungsstelle und zwischenzeitlich die
Reserven aus dem Trinkgürtel - bei dem sommerlichen Wetter ein absolutes
Muss.
50:05 bei KM 10 - war das nicht viel zu schnell? Egal, jetzt folgten die
Landungsbrücken und der Baumwall, wo die Family wartet. Wie geplant
erblicke ich sie am rechten Straßenrand - auch am Baumwall wird es immer
voller, vom Fischmarkt bis zum Ausgang Baumwall eine einzige Partymeile
- unvorstellbarer Lärm und eine sagenhafte Stimmung, phantastisch. Dann
folgte der Besuch der Wallringsauna. Stehende Luft im Tunnel,
klitschnass verlassen wir das stickige Ungetüm, hinaus geht es in
Richtung Jungfernstieg, KM 15 passiere ich bei 1:14:40, jetzt bin ich
schon vier Minuten unter Plan. Irgendwann musst du das Tempo drosseln,
denke ich mir in Anbetracht der warmen Temperaturen, aber durch das
viele Trinken finde ich es nicht wirklich störend, es läuft einfach
alles gut. An der Alster herrliche Blicke auf die Binnenalster, dann kam
schon der Besenwagen! Ein riesiger Sattelschlepper überholte das Feld
auf der rechten Seite, ein Läufer scherzte dass wir jetzt eingesammelt
werden würden - ich erwiderte nur, dass das dann aber ein Besenwagen der
Marke Extra Large sein würde. Aber er ließ uns links liegen, wir konnten
beruhigt weiterlaufen. Vorbei an den brunchenden Anwohnern der Schönen
Aussicht ging es zur Halbmarathonmarke - 1:44:34 - immer noch fix
unterwegs. So langsam merkte ich, dass es heute richtig gut lief und ich
nahm mir vor, dieses Tempo auf jeden Fall bis KM 30 durchzuhalten, dann
wäre sogar eventuell eine Zeit von unter 3:40 drin. Kurz vor dem
Überseering wird KM 25 passiert - 02:04 - kaum zu glauben. Beim
25km-Lauf in Quickborn schaffe ich mit Mühe eine zeit von unter zwei
Stunden und hier bin ich nur knapp drüber. Die Stimmung an der Strecke
blieb weiterhin sagenhaft - Maienweg die Hölle, superlaut, dicht
gedrängt stehen die Massen und peitschen uns nach vorn. in Richtung
Alsterkrugchaussee kommen die beiden langgezogenen Passagen, die endlos
zu sein scheinen. KM 30 wird bei 02:28 passiert, mittlerweile liege ich
acht Minuten unter Plan. Zwischenzeitlich habe ich sogar den Paceläufer
für 3:30 überholt. Aber das Tempo wollte ich nur bis zu diesem Punkt
halten, jetzt nehme ich etwas Fahrt raus, um nicht am Ende vollständig
einzubrechen. In Richtung Eppendorfer Baum stehen wieder unzählige
Zuschauer, dann geht es auf die Rothenbaumchaussee, die einfach nicht
enden will. Der Blick geht schon lange nicht mehr nach rechts und links,
nur noch auf die Straße, jetzt heißt es den Schweinehund überwinden, es
wird immer schwerer, weil auch leicht ansteigend. Am Dammtor eine kleine
Gehpause, um noch einmal ausgiebig zu trinken, die letzten beiden
Kilometer sind die
schlimmsten in Hamburg. Der Gorch-Fock-Wall hat eine
fiese Steigung, KM 40 passiere ich bei 03:22:53 - also ausreichend Platz
für eine Zeit unter 3:40. Aber die beiden letzten Kilometer fordern
alles aus einem heraus, aber ich will jetzt durchlaufen, keine Pause
mehr einlegen. Blick stur auf die Straße, KM 41 und gleich geht es um
den Sievekingplatz vorbei an der Gnadenkirche auf die lange Zielgerade.
Ich biege um die Kurve, das Zielschild wirkt wahnsinnig weit entfernt,
03:33 und noch was auf der Uhr. 600 Meter soll die Zielgerade betragen,
jetzt wird es zwar locker für sub 3:40 reichen, aber ob es auch eine
neue Bestzeit werden kann? Ich muss noch einmal anziehen, es nützt ja
nichts, auch wenn es schwerfällt. Entlang der tobenden Masse versuche
ich das Tempo zu erhöhen, irgendwo links auf der Tribüne sehe ich im
Augenwinkel noch die Family sitzen und brüllen - dann das Ziel, Blick
auf die Uhr - 3:35:53 Stunden. Tatsächlich geschafft und eine neue
Bestzeit - die alte hatte fünf Jahre Bestand und sollte heute gar nicht
geknackt werden. Unglaublich - ich kann es kaum fassen - und fühle mich
richtig gut. Außer Rückenschmerzen ist alles in Ordnung - ein toller
Lauf mit einem unerwarteten Ergebnis...