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Hamburg - Marathon 2011
Nachdem meine ersten vier Marathonläufe
alle eine 4 vor dem ersten Komma hatten, gab esim Anschluss bis auf die
Ausnahme in Bad Arolsen 2003 jeweils Zeiten jenseits der
Vier-Stunden-Marke. Gestern nun ließ es sich nicht vermeiden, wieder
einmal an ältere Zeiten anzuknüpfen. Das mag verschiedene Gründe gehabt
haben - ausschlaggebend war aber vor allem das sommerlich schwülwarme
Wetter, welches bei vielen Läufern eine mögliche persönliche Bestzeit
verhindert hat. Temperaturen von bis zu 28° auf der Strecke mögen bei
einem 10km-Lauf noch erträglich sein, über die volle Marathon-Distanz
ist ein derartiges Sommerwetter aber nicht geeignet.
Schon bei Terminankündigung wurde mir zugegeben etwas mulmig - Ende Mai
einen Marathon laufen? Da mir Läufe bei hohen Temperaturen gar nicht
liegen war es schon sehr optimistisch zu hoffen, dass der Wettergott ein
Einsehen mit uns Läufern haben sollte. Beim Start um 9 Uhr hatten wir
jedenfalls schon angenehme 16-18°, wobei es eher für die tollen
Zuschauer angenehm war, für das Startfeld sollte es schon am
Millerntorplatz zu warm sein. Die geplante Zielzeit wurde daher von mir
auf eine 3:50 festgelegt. Das Training im Vorfeld war zugegeben auch
nicht zu 100% auf eine tolle Zeit ausgelegt, aber Ausreden sollen hier
nicht gesucht werden. Wer sich anmeldet muss eben ausreichend
trainieren, sonst sind keine vernünftigen Zeiten machbar.
Die ersten Kilometer machte mir das Wetter dann aber kaum zu schaffen,
vom Start weg lief es leicht und locker, die ersten Verpflegungsstände
wurden angelaufen und weiter ging es im guten Tempo. Bei Kilometer 10
überlief ich die Matte bei 52:19 - also schon deutlich unter dem
geplanten 5:30er-Schnitt. Ob das zu Beginn zu schnell war? Ich fühlte
mich weiter gut und genoss die unglaubliche Stimmung an den
Landungsbrücken. Am Baumwall wartete diesmal keine Familie, die hatte
sich zum Jungfernstieg begeben, um mal etwas Neues auszuprobieren. Wir
durften vorher durch den Wallringtunnel laufen - eine Saunaatmosphäre
von gefühlten 40° - wie aus dem Wasser gezogen verließen wir den
aufgeheizten Tunnel und genossen die Aussicht auf die Binnenalster. Wie
vereinbart stand die Family am Alsterhaus, kurzes Abklatschen und weiter
in Richtung 20-km-Marke. 1:43:45 gab die Uhr bei der nächsten Zeitmarke
an - schon fast sieben Minuten unter dem Soll. Doch zu schnell? Mir ging
es ja weiter gut - und bis KM 30 wollte ich das Tempo einfach
durchhalten und dann mal sehen, wie die letzten 12 Kilometer laufen
würden.
Bei KM27 gab es dann ein Novum in meiner "Marathon-Karriere". Erstmals
musste ich die einladenden Dixie-Klo's aufsuchen - bei dem Wasserkonsum
kein Wunder. Diese Pause bekam mir dann aber irgendwie gar nicht gut.
Nur mit Mühe konnte ich anschließend das alte Tempo aufnehmen und wurde
deutlich langsamer. Bei der nächsten Matte zeigte die Uhr noch 2:42:20
an - also noch drei Minuten unter Soll. Aber schon jetzt wusste ich,
dass es für eine 3:50er-Zeit nicht reichen sollte. Die Akkus waren leer
- ich musste der Hitze Tribut zollen. Ob die Batterien länger gehalten
hätten, wenn ich etwas langsamer gelaufen wäre? Keine Ahnung, so schnell
war es ja auch wieder nicht - ich hatte ja schon eine Endzeit von 25
Minuten über PB eingeplant. Aber mir ging es wie vielen anderen Läufern.
Immer wieder Gehpausen - auch bei mir ging es nicht nur im Laufschritt
weiter. Zwischendurch lief es wieder besser, das viele Wasser und die
merkwürdigen Elektrolyte (blaues Spülwasser!) bekamen dem Magen nicht
immer, leichtes Unwohlsein ergänzte die leeren Akkus perfekt. Zusätzlich
nervte die linke Wade schon seit KM 35 - drohte mit Krämpfen. Zum "Worst
Case" kam es nicht, aber das nervte gewaltig. Am Eppendorfer Baum noch
einmal Volksfeststimmung - da fällt das Laufen wieder leichter. Wenn man
dann aber weiß, dass man anschließend diese fiese Rothenbaumchaussee
hochlaufen muss, vergeht einem endgültig die Lust. Lange 2,5 Kilometer,
dann noch die Steigung zum Ziel - das Finale in Hamburg ist doch recht
gemein.
Auf der Zielgeraden gab es dann einen andauernden Kampf zwischen der
Wade und dem Rest des matten Körpers. Krampf oder nicht - es muss unrund
ausgesehen haben - aber gehen kam für mich jetzt nicht mehr in Frage.
Also irgendwie Augen zu und durch - in 4:07:39. Na ja, weit entfernt von
der Bestzeit, aber bei einer Ausfallquote von 9% kann man froh sein,
diesen Hitze-Marathon überhaupt beendet zu haben.
Nr. 15 war neben dem ersten im Jahr 1996 der wärmste überhaupt.
Irgendwie passt einem die Zeit doch nicht so wirklich - mal sehen, ob im
Herbst noch die Chance zur Verbesserung besteht...
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